MITHELFEN, ANDEREN EIN BESSERES LEBEN ZU ERMÖGLICHEN
Nina Müller (49) hat sich schon im Studium mit den Ländern des Südens auseinandergesetzt und in verschiedenen Teilen der Welt Freiwilligenarbeit geleistet. Seit 11 Jahren leitet sie jetzt schon die Stiftung Presencia.
Warum engagierst du dich gerade für Kolumbien?
Kolumbien ist ein Land voller Gegensätze. Eine kleine, vermögende Minderheit hat im Land das Sagen. Die grosse Mehrheit hingegen – darunter die Menschen, die wir unterstützen – müssen jeden Tag unglaubliche Anstrengungen auf sich nehmen, um sich zu bilden, eine gute Arbeit zu finden und ihre Kinder zu ernähren. Und trotzdem sind sie stets zuversichtlich, herzlich und gastfreundlich. Sie wollen vor allem eines: Ein besseres Leben. Dabei werden sie immer wieder zurückgeworfen, zu widrig sind die Lebensumstände, zu gross die Probleme. Für Menschen, die unter solch finanziell und sozial schwierigen Bedingungen aufwachsen, ist es fast unmöglich, ohne Unterstützung diesem Teufelskreis der Armut zu entkommen.
Was gefällt dir an deiner Arbeit?
Mich beeindruckt die Willenskraft dieser Menschen. Wenn wir unsere Begünstigten nach ihren Zukunftswünschen fragen, ist die Antwort immer dieselbe: später eine gute Arbeit haben und mit dem Einkommen Eltern und Familie unterstützen. Gibt es etwas Sinnstiftenderes als anderen zu helfen, sich ein besseres Leben zu ermöglichen?
Was bedeutet dir der Kontakt mit den Spenderinnen und Spendern?
Es berührt mich, wenn Menschen in der Schweiz uns ihr Geld anvertrauen. Teilweise schon seit bald vier Jahrzehnten und sogar über das Leben hinaus, indem sie uns im Testament berücksichtigen! Auch zahlreiche Stiftungen, in denen Menschen ehrenamtlich arbeiten, unterstützen unsere Arbeit. Wir und die Kinder, Jugendlichen und ihre Familien in Kolumbien empfinden dafür eine grosse Dankbarkeit, für die mir oft die Worte fehlen.
Wie hat sich die Stiftung weiterentwickelt, seit du sie führst?
Es hat eine Professionalisierung stattgefunden. Aus einem kleinen Hilfswerk mit einer Vision wurde die Stiftung zu einer Organisation, die den wachsenden Anforderungen des Nonprofit-Sektors genügt. Wir können heute die Wirkung unserer Arbeit sehr genau aufzeigen, darauf bin ich stolz. Auch zählen wir auf zahlreiche Fachkräfte in Kolumbien und in der Schweiz, die sich unermüdlich und mit viel Herzblut engagieren. Wir sind ein kleines, eingespieltes schweizerisch-kolumbianisches Team, das einen wertschätzenden und respektvollen Umgang und eine offene Gesprächskultur pflegt.
Was ist dein Ziel als Geschäftsführerin: persönlich und für die Stiftung?
Ich wünsche mir, dass wir noch viele junge Menschen auf ihrem Weg zu einem Berufsabschluss begleiten und ihnen so eine Perspektive eröffnen. Indem wir sie in ihrer Schulbildung und während der Ausbildung unterstützen, können sie aus eigenen Kräften ihre Lebensbedingungen verbessern – und mit der Zeit auch die von vielen weiteren Armenviertel-Bewohnenden. Ich freue mich, diese Arbeit weiterzuführen.