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Stiftung Presencia
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Yesenia Maria kontrolliert, ob die Kinder ihre Hausaufgaben gemacht haben (Foto: Stiftung Presencia)

Ein Tag im Leben von … Yesenia Maria Mazo

Die Betreuerinnen der Stiftung Presencia unterstützen ihre Schützlinge und deren Familien über Jahre hinweg. Yesenia Maria kümmert sich liebevoll um die jüngeren unter den Begünstigten.

Yesenia Maria ist ausgebildete Kleinkindererzieherin. Seit drei Jahren arbeitet sie für die Stiftung Presencia. Ihr Tag beginnt früh, denn der Weg zum Standort führt sie durch ganz Medellín. Mit der Seilbahn, der Metro und dem Bus braucht sie dafür etwa 1.5 Stunden. Sie beeilt sich auf dem letzten Stück zu Fuss, um rechtzeitig um 8 Uhr am Standort zu sein. 

Als erstes bereiten Yesenia Maria und ihrer Kolleginnen und Kollegen die anstehenden Besprechungen und Zusammenkünfte mit Begünstigten und ihren Familien vor. Dann treffen bereits die ersten Kinder und Jugendlichen ein, die am Standort vor der Schule etwas Kleines essen. Diese Mahlzeit ersetzt ihnen das Frühstück. Schon eilen sie davon Richtung Schule. 

Lernen geht nicht immer einfach
Nach der Schule sind die Kinder aufgeweckt, fragen viel und lachen. Yesenia Maria bespricht mit ihnen in Gruppen zwei Stunden lang Dinge, die sie beschäftigen, und hilft bei Hausaufgaben. Sie vermittelt ihnen aber auch andere wichtige Fähigkeiten wie Pünktlichkeit oder Verantwortungssinn und unterstützt sie in ihrer persönlichen Entwicklung. Weil die Schulen im Schichtbetrieb unterrichten – die Hälfte der Kinder geht bis mittags zur Schule, die anderen nachmittags –, sind immer Kinder da, die am Standort Zeit vor oder nach der Schule verbringen.

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Eine Mutter holt sich bei Yesenia Maria Unterstützung (Foto: Stiftung Presencia)

Ein offenes Ohr und guter Rat
Yesenia Maria hat immer ein offenes Ohr für die Kinder, aber genauso für ihre Eltern. Nicht selten wartet nach den Treffen mit den Kindern eine besorgte oder verzweifelte Mutter, die Rat sucht. Anstatt am Standort führen die Betreuerinnen Elterngespräche oft bei den Begünstigten daheim durch, wo der intimere Rahmen es vereinfacht, über Sorgen und Nöte zu sprechen.

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Yesenia Maria begleitet begünstigte Kinder und ihre Mutter durchs Quartier (Foto: Stiftung Presencia)

Vertrauen und Nähe schaffen
Die Betreuerin beantwortet Fragen und tröstet. Sie zeigt der Mutter Möglichkeiten auf, neue Wege, um mit einer schwierigen Situation und knappen finanziellen Mitteln klarzukommen und das Beste aus der Situation zu machen. Yesenia Maria weiss, wie wichtig diese Gespräche sind. Sie stärken einerseits die Verbindung zwischen Stiftung und Begünstigten, andererseits helfen sie der Selbstreflexion und der Problemlösung auf Seite der Familien.

Immer am Ball
Im Laufe des Tages bleibt ab und zu Zeit für einen Kaffee, ohne den in Kolumbien nichts läuft. Die Mittagspause dauert eine Stunde. Doch am Sitz ist immer etwas los, weil auch viele Kinder ihr Essen dort einnehmen. Zwischen Besprechungen arbeitet Yesenia Maria an den individuellen Fortschritten der Kinder, holt Informationen ein oder plant und erarbeitet die nächsten Treffen. Um 17 Uhr, wenn der Standort seine Türen schliesst, macht sich Yesenia Maria durchs Stadtgewimmel auf den langen Heimweg.

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Weihnachtsfeier am neuen Standort: Jetzt gibt es Platz für alle
(Foto: Stiftung Presencia)

Wie viel kostet das?

Der Schweizer Franken ist eine starke Währung, die wenig Schwankungen unterworfen ist. Ganz im Gegensatz zum kolumbianischen Peso! Was das für die Finanzen der Stiftung bedeutet, erklärt Geschäftsführerin Nina Müller.

Ein Student oder eine Studentin in Medellín kostet die Stiftung pro Jahr 1’800 Franken – oder auch nicht. Studiengebühren, Studienmaterial, Transportkosten, Verpflegung etc. kosten zwar nicht immer gleich viel. Aber viel einschneidender und unplanbarer sind die Veränderungen im Wechselkurs. Spenden erhält die Stiftung Presencia in Schweizer Franken, der Löwenanteil der Ausgaben fällt jedoch in kolumbianischen Pesos an.

Launische Wechselkurse
Das Geld muss über das internationale Bankensystem transferiert und umgerechnet werden, zuerst in Dollar, dann in kolumbianische Pesos. Die Unterschiede in den Wechselkursen sind gross, abhängig von verschiedenen wirtschaftlichen und politischen Faktoren. «Vor zehn Jahren bekamen wir in Kolumbien für einen überwiesenen Schweizer Franken 2’800 Pesos, 2020 – wegen der Coronapandemie – zeitweise fast 5’000 Pesos», sagt Nina Müller, Geschäftsführerin der Stiftung Presencia. Damit hatte die Stiftung trotz gleichbleibender Spendeneinnahmen mehr Geld zur Verfügung. Das gab ihr in der schwierigen Pandemiezeit zusätzliche Möglichkeiten, um zu helfen. Ein Glücksfall.

Unsicherheiten auffangen
Das zusätzliche Geld wird aber vor allem dazu verwendet, um zukünftige Währungsschwankungen in die Gegenrichtung abzufangen. 2023 beispielsweise gewann der Peso wieder an Wert, zuletzt gab es 4’400 Pesos für einen Schweizer Franken. «Das passierte schon mal in den Nullerjahren, als es mit Kolumbiens Wirtschaft aufwärts ging», sagt Nina Müller. «Plötzlich fehlte uns das Geld, um die Projektkosten zu decken. Deshalb muss die Stiftung Presencia Reserven bilden.» Reserven seien die einzige Möglichkeit, um Löhne, Mieten und Kosten für die Begünstigten zu jedem Zeitpunkt zahlen zu können.

Schwierige Budgetierung
Aufgrund der starken Fluktuation des kolumbianischen Pesos ist die Budgetierung anspruchsvoll und mit grossen Unsicherheiten verbunden. «Unsere Förderinnen und Förderer in der Schweiz möchten natürlich wissen, wieviel Geld wir wofür benötigen», sagt Nina Müller. «Unsere Budgets machen wir nach bestem Wissen und Gewissen, aber nachträglich können die Zahlen aufgrund der Fluktuation des Pesos und auch des Dollars doch andere sein.»

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Jetzt noch Brachland, aber bald entsteht hier ein Fussballplatz für die Begünstigten (Bild: Stiftung Presencia)

Neuer Standort
Auch dank des guten Wechselkurses der letzten zehn Jahre und insbesondere dank der grosszügigen Legate langjähriger Spenderinnen und Spender konnte die Stiftung letztes Jahr ein kleines Stück Land im Armenviertel erwerben, auf dem ein altes Haus steht. Der neue Standort reduziert die Unsicherheit bei den Mietverhältnissen der bisherigen zwei Standorte und spart Kosten, weil gemeinsame Anlässe wie die letzte Weihnachtsfeier dort statt in einem gemieteten Landhaus durchgeführt werden können.
Jetzt werden Haus und Umschwung für die Bedürfnisse der Stiftung und gemäss den gesetzlichen Vorschriften umgebaut. Es braucht Platz für Büros, aber vor allem auch für die Kinder und Jugendlichen, die dort ihre Zeit verbringen. «Der Umbau wird noch einmal einiges kosten», sagt Nina Müller. «Ich hoffe, der Wechselkurs bleibt noch eine Weile zu unseren Gunsten.»

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Für ein glückliches neues Jahr: Trauben und Weizengarben sind ein wichtiger Bestandteil der kolumbianischen Silvesterbräuche
(Foto: Mauricio Marín)

Wie man in Kolumbien dem Glück im neuen Jahr nachhilft

Die Nacht vom 31. Dezember auf den 1. Januar ist weltweit mit Traditionen und grossen Erwartungen verbunden. Ein Blick auf kolumbianische Bräuche zeigt: Ein glückliches neues Jahr muss man sich verdienen. 

Weihnachten ist noch kaum um die Ecke, sind die Strassenstände schon voller Dinge, die Glück fürs neue Jahr versprechen. Kleine Bündel von Weizengarben, oft geschmückt mit Bohnen, Reiskörnern und Linsen, sollen dafür sorgen, dass auch im neuen Jahr genug Essen auf den Tisch kommt. Auf heissen Kohlen werden aromatische Kräuter und Essenzen verglüht, die je nach Gusto der Käuferin oder des Käufers zusammengestellt werden. Das Ausräuchern treibt schlechte Energien aus dem Haus, damit im neuen Jahr ein frischer Start sicher gelingt.

Feuriger Jahreswechsel
Negatives wird auch auf andere Weise vertrieben. Puppen, oft in Menschengrösse, hängen oder sitzen Ende Jahr vor den Häusern. Teilweise werden sie sogar an Autos befestigt und in einem Umzug vorgeführt. Sie symbolisieren das alte Jahr und werden an Silvester zerstört: früher wurden sie mit Schwarzpulver wie der Zürcher Böög in die Luft gejagt, heute – aufgrund der Verletzungsgefahr – werden sie verbrannt. Um Brände zu verhindern, wurde hingegen das Steigenlassen selbst gebastelter Heissluftballons ganz verboten, wie es noch vor einigen Jahrzehnten in gewissen Gegenden zum Jahresende Brauch war.

Die Familie kommt zusammen
Der Silvesterabend wird in Kolumbien traditionell in der erweiterten Familie gefeiert. Kein stiller Anlass: Musik tönt von überall her und – trotz Verboten – wird auch reichlich Feuerwerk gezündet. Wer kann, kocht draussen mit einem Bier in der Hand. Der Geruch von Grillfleisch vermischt sich mit dem von Schwarzpulver. Es wird gegessen, getrunken, gesungen, Spiele gespielt und getanzt.

Grosses Budget, grosse Pläne
Um Mitternacht ist neben Feuerwerk die spanische Tradition des Traubenessens beliebt. Nacheinander werden rasch zwölf Trauben gegessen. Jede Traube steht für einen Monat im Jahr, bei jeder darf man sich etwas wünschen. Wer im neuen Jahr viel Geld möchte, steckt sich an Silvester ausserdem ein paar Scheine oder auch Linsen in die Hosentasche. Und wer sich eine Reise wünscht, sollte um Mitternacht mit einem Koffer einmal ums Haus gehen. Auch das Tragen gelber Unterwäsche hilft dem Portemonnaie auf die Sprünge und dem Glück nach. Die gelbe Farbe steht für Licht, Glanz und Gold.

Alles erledigt? Das glückliche neue Jahr kann kommen!