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Stiftung Presencia
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Der Stiftungsrat: Peter Saladin

Der Stiftungsrat von Presencia ist die leise Triebfeder im Hintergrund. Drei Persönlichkeiten stehen dahinter: Oscar Olano, Peter Saladin und Regula Küng. Im Newsletter stellen sie sich nacheinander vor. 

Peter Saladin (56) ist Ökonom, wohnt in Basel und ist als Stiftungsrat von Presencia am längsten dabei. Schon seit 2007 unterstützt er die Stiftung mit seinem Wissen und seiner Erfahrung. Aktuell arbeitet er als Leiter Ökologische Nachhaltigkeit bei Roche. 

Was ist Ihre persönliche Verbindung zu Kolumbien? 
Ich war drei Jahre lang beruflich in Bogotá tätig, davor etwa gleich lang in Peru/Lima. In der Zeit habe ich die Menschen in diesen Ländern ins Herz geschlossen und obwohl ich seit längerer Zeit wieder in der Schweiz lebe, habe ich dort noch viele Freunde. 

Was ist Ihre Aufgabe bei Presencia? 
Da ich lange im Finanzbereich tätig war, ist mein Fokus einerseits auf der Unterstützung im Bereich Finanzen, andererseits kann ich durch meine Erfahrungen aus meiner Zeit in Lateinamerika allgemein beratend zur Seite stehen. 

Wie sind Sie auf die Stiftung aufmerksam geworden? 
Direkt durch den Gründer der Stiftung, Andreas Hauri. Wir waren beide bei derselben Firma in Bogotá tätig, allerdings nicht zur gleichen Zeit. Wir haben uns durch Zufall in der Schweiz kennengelernt. Bei einer Reise nach Kolumbien hatte ich dann die Gelegenheit, das Team von Presencia in Medellín zu besuchen. Ich war beeindruckt von der professionellen Arbeit. 

Warum haben Sie als Stiftungsrat zugesagt? 
In Medellín habe ich gesehen, was Presencia bewirken kann: In einer Umgebung geprägt von Armut und Gewalt, schaffen wir es durch die ganzheitliche Betreuung, den Familien, Kindern und Jugendlichen eine Perspektive auf ein selbstbestimmtes Leben zu geben. Möglichst vielen Menschen diese Möglichkeit zu geben, dafür setzte ich mich ein. 

Was sind Ihre Wünsche für die Entwicklung der Stiftung? Wohin geht die Reise?
 
Ich finde es ganz wichtig, dass wir langfristig ausgerichtet sind; denn die Betreuung durch Presencia ist etwas vom Wenigen, das den Kindern und Jugendlichen in ihrer Entwicklung Stabilität gibt. Gleichzeitig hinterfragen wir regelmässig unseren Ansatz und die Strategie und nehmen, wenn nötig, Anpassungen vor. Aktuell beschäftigen wir uns vor allem auch damit, die Wirkung unserer Massnahmen noch besser zu verstehen, sie zu erfassen und zu erhöhen.

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Viele Lebensmittel, darunter Früchte und Gemüse, sind in Kolumbien teurer geworden (Bild: M. Schäfer)

Löcher im Portemonnaie

Über 12 Prozent beträgt die Inflation in Kolumbien durchschnittlich in diesem Jahr. Das bekommen die ärmeren Bevölkerungsschichten besonders stark zu spüren.

In vielen Ländern der Welt und Lateinamerikas beschäftigt die Inflation Wirtschaft und Politik. Auch in Kolumbien ist sie fast täglich in den Schlagzeilen, denn seit 23 Jahren war sie nicht mehr so hoch wie jetzt. Über 12 Prozent betrug sie im November. Dabei weisen sich die neue Regierung von Gustavo Petro und die rechte Opposition gegenseitig die Schuld zu. Geholfen ist damit niemandem. 

Vor allem die ärmere Bevölkerungsschicht leidet im Alltag darunter, dass im Einkaufskorb immer weniger drin ist. Lebensmittel wie Fleisch (+13 Prozent), Gemüse (+16 Prozent), Milchprodukte (+ 19 Prozent) und Früchte (+ 16 Prozent) sind teurer geworden, ebenso Dienstleistungen wie Restaurants und Hotels. Auch steigende Transportkosten und höhere Preise für Strom, Wasser und Gas machen den Leuten Sorgen. Dabei ist die Situation je nach Region unterschiedlich. Während Cúcuta an der Grenze zu Venezuela sehr stark betroffen ist, sieht es zum Beispiel in Bogotá etwas besser aus. 

Auch im Budget der Stiftung Presencia schlagen die hohen Preise zu Buche. „Allein für die Verpflegung unserer Begünstigten haben wir zum Beispiel im Oktober 2022 13 Prozent mehr ausgegeben als im gleichen Monat ein Jahr zuvor“, sagt Team- und Projektleiterin Sandra Milena Sánchez Valderrama. Auch die Mietkosten für die beiden Standorte „El Limonar“ und „Mi Casita“ sind deutlich höher. Gleichzeitig profitiert die Stiftung davon, dass der Peso gegenüber dem Schweizer Franken stark an Wert verloren hat und dadurch mit den gleichen Spenden mehr Leistungen finanziert werden können. 

Für die kolumbianische Bevölkerung ist die Lage bitter.
2022 liegt der monatliche Mindestlohn noch bei einer Million Pesos, umgerechnet etwa 195 Franken. Der grösste Teil des Budgets – etwa 30 Prozent –wird für Lebensmittel verwendet, gefolgt von Mieten und Transportkosten. Je nach Ort und Quartier kosten aber bereits Strom und Wasser für eine 85 Quadratmeter-Wohnung zwischen 180'000 und 510'000 Pesos (35 – 100 Franken). Die Diskussionen um die Erhöhung des Mindestlohns im nächsten Jahr sind in vollem Gang, ein Ende der schwierigen Wirtschaftslage ist nicht absehbar. 

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Eine prächtige Chiva wird getankt (Bild: M. Schäfer)

Der schönste Bus der Welt

Ist es eine Openair-Diskothek? Ein Hippie-Fahrzeug? Eine fahrende Kunstgalerie? Nein, es ist eine Chiva, das typische Transportmittel der kolumbianischen Landbevölkerung.

Eine Chiva ist ein Bus – und doch so viel mehr als das. Auf dem Dach türmen sich Jutesäcke und Kisten. Drin sitzen dicht an dicht die Menschen auf Holzbänken nebeneinander. Der Fahrtwind und die Kantinenmusik, die aus den Lautsprechern dröhnt, machen eine Unterhaltung schwierig. Bei Regen werden auf den Seiten Blachen heruntergelassen und festgebunden. Die Chiva schwankt und holpert, aber sie fährt, auch dort, wo ein normaler Bus auf steilen, schlechten Andenstrassen längt aufgegeben hätte. Komfort gehört nicht zum Konzept, aber Verlässlichkeit.

Chivas sind in ländlichen Gegenden Kolumbien und Ecuadors ein übliches Transportmittel. Alle haben ähnliche Charakteristika: Sie sind aus Holz auf einem Metallgestell aufgebaut, Leitern führen hinten aufs Dach, damit Gepäck und Waren hinaufbefördert werden können, und sie sind bunt bemalt. Aber jede Chiva ist einzigartig.

Die ersten Chivas entstanden im frühen 20. Jahrhundert. Aus einem nordamerikanischen Chassis bauten ein kolumbianischer Ingenieur und ein Mechaniker das erste Modell. Dieses fuhr von Medellín in den Ort El Poblado. El Poblado ist längst von der Grossstadt verschluckt worden, aber die Chivas sind noch da. In Medellín dienen sie zwar heute vor allem als Touristenattraktion und Partybusse. Denn im Alltag ziehen die Menschen die Metro und die bequemeren Stadtbusse der unverwüstlichen Chiva schon lange vor.